Mit einem Festakt begingen die 109 Mitglieder des Land-frauenvereins Besse ihr 70-jähriges Bestehen. Die Vor-sitzende, Anette Schweinebraden, gab während ihrer Fest-ansprache einen kurzen Überblick zum Jubiläumsverein. Gegründet auf Initiative der ehemaligen Landwirtschafts-kammer, einiger Frauen aus der Landwirtschaft und Lehre-rinnen der neugegründeten Haushaltungsschulen für Mäd-chen widmete sich der Verein der ländlich-hauswirtschaft-lichen und kulturellen Weiterbildung der Frauen auf dem Land. In den ersten Jahren standen hauswirtschaftlich Themen, wie die Handhabung neuer elektrischer Haus-haltsgeräte sowie moderne Arten der Haltbarmachung und Garmethoden von Obst, Gemüse und Fleisch auf dem Programm. Es gab Ratschläge für die Erleichterung der Arbeit im Haus und Garten, aber auch Erholungsfreizeiten wurden angeboten.  

Früher war in Besse die Hühnerhaltung sehr präsent, so lag es nahe, dass der Landfrauen-verein in den 50-er Jahren eine Kükenaufzuchtstation aufbaute und bis in die 60iger Jahre betreute. Die aufgezogenen Junghennen wurden an die Mitglieder verkauft und die Erlöse flossen in die Landfrauenkasse.

Einen weiteren Schwerpunkt legten die Landfrauen auf die gesundheitliche Vorsorge. Als besonders fortschrittlich hier - das Angebot, einmal im Jahr mit dem Bus zur Krebsvorsorge ins Klinikum Kasse zu fahren.

Aber auch der kulturelle und gesellige Teil ist nicht zu kurz gekommen. Theaterbesuche, Landfrauenkränzchen und mehrtägige Reisen wurde veranstaltet. Dass auf solchen Ver-einsfahrten der Spaß nicht zu kurz kam, davon konnten sich die Veranstaltungsgäste wäh-rend des Vortrages von Ann-Christel Klüttermann überzeugen, die einen selbstverfassten Reisebericht über die Reise nach Rom vortrug.

Mitte der achtziger Jahre haben die Mitglieder das Kochbuch „Was Besser Landfrauen kochen und backen“ herausgegeben, was sich zu einem wirklichen Renner gemausert hat und  weit über die Besser Grenzen hinaus bekannt ist.

Im Laufe der Jahre wurde aus dem ländlich geprägten Verein ein Verein für alle Frauen, die auf dem Land leben. Das hat dem Vereinsleben sehr gut getan, denn viele andere Interessen und Berufsgruppen sind jetzt vertreten. Feste Bestandteile des Vereins sind die Singgruppe, welche den Festakt musikalisch eingeleitet hat und die Gymnastikgruppe. Auch die alte Tradition der „Spinnstube“, wo Frauen gemeinsam Handarbeiten verrichten wurde wieder ins Leben gerufen und wird in den Wintermonaten angeboten. Besonderer Beliebtheit erfreut sich der im Rhythmus von zwei Jahren stattfindende Herbstflohmarkt.

Auch in der Gemeinde Edermünde wirkt der Landfrauenverein bei zahlreichen Veranstal-tungen mit, so u. a. an Seniorennachmittagen, der Tour de Chattengau und Dorffesten. Von den erzielten Erlösen spenden die Landfrauen oft für einen guten Zweck, so z. B. für die Kinderkrebsstation, die Fritzlarer Tafel, den Tabita Hospizdienst u. a. Dieser guten Tradition folgend starteten die Landfrauen anlässlich der Festveranstaltung einen Spendenaufruf für den „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes.

Die Vereinsvorsitzende schloss mit dem Dank an die engagierten und interessierten, aber auch kritischen und immer hilfsbereiten Mitglieder mit den Worten: „Bei solchen Mitstrei-terinnen ist es mir um unseren Verein nicht Bange, er wird auch in Zukunft lebendig und aktiv für die Frauen auf dem Land da sein.“

Pfarrer Kristof Weisheit griff in der anschließenden Andacht das Wirken starker Frauen bereits seit den Anfängen des frühen 19. Jahrhunderts auf. Er dankt den Landfrauen für Ihr Engagement für ein gemeinsames Miteinander im Leben von Frauen, Männern, Alten und Jungen.

Auch Bürgermeister Thomas Petrich verwies in seinem Grußwort an die Festgemeinde auf Veränderungen im Wandel der Zeit. Landfrauen sind früher wie heute die Nahtstelle und ein wichtiges Bindeglied zwischen der Landwirtschaft und der neu und größer gewachsenen Dorfgesellschaft. Er dankt dem Landfrauenverein für seine immer währende Bereitschaft, die Gemeinde bei der Durchführung öffentlicher Veranstaltungen zu unterstützen.

Frau Hildegard Schuster, Vorsitzende des Landfrauenverbandes Hessen überbrachte Grüße und Glückwünsche an die Besser Landfrauen. Ihr beherztes und leidenschaftliches Grußwort begann sie mit dem Zitat von Elisabeth Böhm „Ihr Frauen vom Land vereinigt Euch und vertretet Eure Interessen.“ Der Grundgedanke aller Landfrauenarbeit ist die Bildung und Weiterbildung der Frau, denn das Mittun im Landfrauenverein hält jung und Alte geben Wissen weiter und alle gemeinsam wachsen daran. Dieses Motto weiterzuleben, ist das Bemühen und Bestreben der Landfrauen auch in die schulische Bildung der Kinder insbesondere auf dem Gebiet der gesunden Ernährung einfließen zu lassen. Ziel ist die feste Etablierung eines Ernährungsschulfachs – ein Teilerfolg ist mit dem Ablegen des „Ernäh-rungsführerscheins“ in Hessen erreicht.

Auch Therese Engeland, Vorsitzende des Bezirkslandfrauenvereins ging in ihrem Grußwort auf die geschichtliche Entwicklung der Landfrauenarbeit ein. In den Anfangsjahren um 1949 traf man sich zunächst in den eigenen Wohnzimmern zum Austausch. Mit zunehmender Akzeptanz der Landfrauenarbeit konnten öffentliche Einrichtungen für Vereinsabende genutzt werden. Das Landfrauenarbeit jung hält, dies spiegelt auch die Altersstruktur zwischen 30 und 96 Jahren des Besser Landfrauenvereins wieder.

Zu einem besonderen Höhepunkt gestaltete sich die Ehrung der noch verbliebenen drei Gründungsmitglieder. Diese sind Edelgard Krug, Hedwig Hohmann und Ilse Berninger. Ein besonderer Dank wurde auch den früher als Vorsitzende des Landfrauenvereins Besse wirkenden Mitgliedern Gerda Krug, Renate Werner und Ursula Lange zuteil. Gemeinsam mit Hildegard Schuster und Therese Engeland übergab die aktuelle Vorsitzende, Anette Schweinebraden Blumensträuße an die Jubilare.

Nach der Mittagspause, welche zu anregenden Gesprächen oder zum Besuch der Foto-ausstellung genutzt wurde, startete ein kurzweiliges Kulturprogramm. Die Festgemeinde wurde unterhalten durch „Die valschen Fögel“, die Besser „Granny’s“ und eine Abordnung der Prinzengarde des CCB Besse und der Doppel-Mariechen.

Der Bauchredner Peter Dietrich hatte seine singenden und sprechenden valschen Fögel Rosa, Henriette und Orga zu Gast und unterhielt die Festgemeinde mit Geschichten zu Tatoos, zum Finden der wahren Liebe und zum Paar-„Shiffen“. Aber auch die Ausein-andersetzung mit den neuen Medien, vor allem der Tempo’s mit der super Mirocel-App brachten die Gäste zum Schmunzeln. Der Auftritt der Besser „Granny’s“ mit den Darbietungen „In jedem von uns steckt ein Stück Hefe“ oder „Aber bitte mit Sahne“ hat das Publikum begeistert. Den Abschluss bildete eine Abordnung der Prinzengarde und die Doppel-Mariechen des CCB Besse. Ein absoluter Augenschmaus! Viele Mitwirkende hatten im Publikum Eltern bzw. Großeltern, die besonders stolz auf Ihre Kinder und Enkelkinder waren.

Die Besser Landfrauen sagen ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden für die tolle Unterhaltung.

So eingestimmt, klang bei einer gemeinsamen Kaffeetafel die Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Landfrauenvereins Besse aus.